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Noch ca. zwei Jahre wird es dauern, bis auf der Strecke Freilassing–Berchtesgaden elektronische Stellwerke kommen; bis dorthin kann man noch die Formsignale und zugehörigen Stellwerke bewundern.
Im Kopfbahnhof Berchtesgaden sind diese Signale wegen des Bahnsteigdaches schwierig auf ein Bild zu bekommen – hier habe ich's aber doch geschafft: Am Gleis 1 steht ein einflügeliges Signal, auf den anderen Gleisen jeweils zweiflügelige, vor allen Hauptsignalen sind zusätzlich Sperrsignale aufgestellt:
Auch hier sind, wie in Bad Reichenhall, gemeinsame Antriebe für die Haupt- und Sperrsignale vorhanden, was darauf hindeutet, dass hier früher bayrische Ausfahrsignale mit Ruhestellung vorhanden waren:
Elegant finde ich das hohe Ausfahrsignal P2 mit Gittermast vor der Fußgängerbrücke:
Der Bahnhof hat einen ziemlich interessanten Gleisplan, finde ich, mit der Möglichkeit des Umfahrens zweier Züge und einem eigenen Abstellgleis für Lokomotiven. Bemerkenswert ist auch das einflügelige Einfahrsignal:
Hier sieht man zwei der Ausfahrsignale und einen einfahrenden Zug aus Salzburg:
Die folgenden Bilder zeigen die Sicherungsanlage, zuerst bei der Ausfahrt des gerade eingefahrenen Triebwagens. Unter dem Blockapparat ist der Fahrstraßenhebel für die Ausfahrt p1 nach unten umgelegt:
Am Blockapparat ist das Fahrstraßenfeld geblockt – also rot – und damit die Fahrstraße elektrisch festgelegt:
Und der Signalhebel für das Signal P1 ist umgelegt, sodass es mit einem Flügel frei zeigt (daher steht auf dem Hebelschild P11 mit einer kleinen hochgestellten Eins):
Die Funktion der Blocksperren muss ich endlich einmal genauer ansehen; ich denke, dass hier über den Gruppenantrieb die Blockwelle ganz links verdreht ist ... was die braune Fahrstraßenfestlegesperre dann tut, kann ich noch nicht beschreiben, Bücher hab ich hier im Urlaub nicht mit:
Draußen steht das Signal nun auf Frei, und der Zug kann ausfahren:
Nach der Ausfahrt kann an den nächsten Bahnhof vorgeblockt werden (und obwohl hier "Bischofswiesen" steht, wissen wir, dass der Vorblock bis nach Hallthurm geht, weil Bischofswiesen unbesetzt und der Streckenblock dort durchgeschaltet ist):
Die Hebel stehen alle wieder in Grundstellung:
Und die Ausfahrsignale zeigen Halt:
Hier sieht man die Hebelanordnung von Haupt- und Sperrsignalhebel bei den bayrischen gemeinsamen Antrieben: Die zwei Hebel sind Doppelsteller wie bei einem dreibegriffigen Signal, verwenden also eine einzelne Doppeldrahtzugleitung für den gemeinsamen Antrieb. Unter den Trageisen sieht man die dafür nötigen, paarweise verbundenen Kuppelrollen (hier ist der Ausfahrsignalhebel noch umgelegt). Der einzelne Hebel ganz rechts dient zum Freistellen des einflügeligen Einfahrsignals A:
Die Grundstellung der Signalhebel – sowohl für den Hauptsignalhebel wie für den Hebel, der das Sperrsignal stellt – ist "selbstverständlich" oben, wie man drei Bilder weiter oben sieht. Allerdings meine ich, dass dies erst nach dem Neubau von Stellwerk und Signalen so gehandhabt worden ist. Bei den älteren bayrischen Signalen mit Ruhestellung dürften in einigen Fällen die Hebel in Grundstellung gegeneinander gestanden haben: Im "Drehschreibe Online"-Forum gibt es einen Thread von 2014, wo diese Signale diskutiert werden, mit einigen interessanten Skizzen. Für meine Ansicht wichtig ist das Bild im ersten Beitrag, auf dem man die Darstellung von Hebeln auf einem deutschen Stellwerk seiht, die in Grundstellung nach unten stehen!
Aber weiter mit Bildern dieses Stellwerks: Zuerst noch ein Detailbild der Hebelsperre des Einfahrsignalhebels. Wozu diese Hebelsperre dient, ist mir nicht klar, da ja die vollständige mechanische und Block-Abhängigkeitstechnik des Stellwerks noch vorhanden ist:
Am folgenden Foto sieht man die Weichenhebel, von den drei – die der Weichen 3, 5 und 7 – mit der Bezeichnung "RZ" überklebt sind, was wohl "Rationalisierter Zustand" bedeutet, mit anderen Worten "außer Betrieb". Einer der Gründe ist, dass hier schon mit dem Ziehen von Kabelkanälen für das kommende ESTW begonnen wurde; aber die Weichen sind für den aktuellen Betrieb auch sicher schon unnötig. Man sieht, dass an den Hebeln der stillgelegten Weichen die Handfallen entfernt wurden:
Der folgende Detailausschnitt zeigt, wie an den RZ-Hebeln die Handfallenzugstange mit einem Kabelbinder festgelegt ist, nachdem die Handfallen entfernt wurden. Wieso auch immer wurde dabei bei den Weichen verschieden vorgegangen:
- Bei der Weiche 3, ganz rechts, ist die Handfallenzugstange nach oben gezogen, entspricht also der Stellung bei gezogener Handfalle: Man sieht das in meinen orangen Markierungen, unten an der blanken Stelle, und oben am schwarzen Kabelbinder, der die Stange "nach oben zieht".
- Bei den beiden anderen Weichen hingegen sind die Handfallenzugstangen in der unteren Stellung festgelegt, wie man z.B. bei der Weiche 5 in den grünen Markierungen erkennen kann:
Die Bilder vom Schieberkasten sind, wie leider häufig bei Einheits- und Jüdelstellwerken, durch Spiegelungen auf der Glasabdeckung nicht ganz so schön. Auf den ersten beiden sieht man die Blockwellen, mit den Kontakten am hinteren Ende:
Das nächste Bild zeigt die Anlenkungen der Sperrbalken an der Rückseite der Hebel:
Und hier folgen einige Bilder von den Verschlussstücken und Verschlussbalken im Schieberkasten. Am ersten Bild sieht man den vorderen Verschlussbalken in der angehobenen Grundstellung. Der hintere Verschlussbalken hingegen steht in halb-abgesenkter Stellung: Dies ist der Hebel der stillgelegten Weiche 3, wo die Handfallenstange ja permanent "gezogen" ist. Durch diese Mittelstellung wird prinzipiell verhindert, dass Fahrstraßen über diese Weiche gstellt werden können; mir scheint aber, dass die Verschlussstücke hier der entsprechenden Ansätze gewalttätig beraubt wurden:
Hier ist eine Detailaufnahme des hinteren Lagers des gesenkten Verschlussbalkens:
Die beiden nächsten Bilder zeigen eine Reihe verschiedener Verschlussstücke auf den Fahrstraßenschiebern:
Hier sieht man noch einmal ganz vorne den abgesenkten Verschlussbalken der Weiche 3, dann den noch in Verwendung befindlichen der Weiche 4 und dahinter den der "RZ"-Weiche 5, der aber über die Handfallenstange in der oberen Stellung festgelegt ist:
Hier sieht man noch einmal die Blockwellen und am unteren Rand des Bildes die Beschriftungen auf den Fahrstraßenschiebern:
Ganz zuletzt noch zwei (leider etwas unscharfe) Bilder des einflügeligen Einfahrsignals:
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