Der letzte steirische Bahnhof, den ich im August 1987 besucht habe, war der Verschiebebahnhof in Graz. Ich kam von der Nordseite her, also vom Ablaufberg, und als erstes sah ich das hohe Abdrücksignal, das ich leider (wieder einmal) viel zu dunkel erwischt habe – hier zeigt es "Langsam abdrücken":
Abdrücksignal, Graz Vbf, 11.8.1987
Der Grazer Verschiebebahnhof war von alter Form, mit den Einfahrgleisen neben der Richtungsgruppe, wie man an dem Gleisplan bei sporenplan.nl sehen kann. Hier ist zur Orientierung ein Überblicksplan (DKWs sind hier nicht von Kreuzungen unterschieden; Klick auf den Plan öffnet eine PDF-Datei):
Hier sehen wir das Stellwerk 1, das für die nördliche Weichenstraße zuständig war – mit Ausnahme der Weichen in der Streckengleisen und der zugehörigen Schutzweichen, die vom DrS am Hauptbahnhof aus gestellt wurden. Am Blockapparat befinden sich nur zwei Ff-Felder. Da das Stellwerk aber von einer Befehlsstelle abhängig war, müssen irgendwo Befehlseingang und Befehlsrückgabe durchgeführt werden!
Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier sieht man das Anzeigepult für die Weichen und Signale, die unter der Kontrolle des Hauptbahnhofs lagen.
Wenn es nicht einen weiteren Anlagenteil gegeben hat, den ich gar nicht aufgenommen habe, können Befehle nur über dieses Pult entgegengenommen und zurückgegeben werden. Dafür ist allerdings die Ausstattung sehr sparsam. Mhm.
Daneben war auf dem Pult auch noch die Überwachung eines Bahnübergangs untergebracht – wenn mich nicht alles täuscht, waren die dafür nötigen Tasten jene, deren Bezeichnung mit "WS" beginnt, was "Wegsicherung" bedeutet: Anscheinend wurde die offizielle Bezeichnung "EK" für "Eisenbahnkreuzung" erst später verbindlich:
Stw.1, Graz Vbf, 11.8.1987
Die Verschubsignale wurden über die folgenden Knebel gestellt:
Stw.1, Graz Vbf, 11.8.1987
Und hier sieht man das kleine Gebäude von außen, mit den Weichen 117 und 118 und links dem Umstellgewicht einer DKW sowie den beiden Streckengleisen der Südbahn im Hintergrund:
Stellwerk 1, Graz Vbf, 11.8.1987
Als nächstes begeben wir uns auf die Spitze des Rollbergs, wo im "Rollmeister-Stellwerk" der Ablaufmeister seinen Dienst tut. Hier sehen wir die Bedieneinrichtungen an dessen Arbeitsplatz in der Grundstellung:
- Ganz rechts unten befindet sich ein Zustimmungsschalter vom Befehlsstellwerk 1. In der gezeigten Stellung verschließt er die Anlage hier am Rollberg in der Grundstellung.
- Links unten ist der Weichenschalter für die erste Verteilweiche 54 angebracht, die beim Ablaufbetrieb von hier aus gestellt wird.
- Darüber liegt die Anzeige für die Stellung dieser Weiche sowie ihren Verschluss, daneben eine Taste für die Hilfsbedienung bei gestörter Isolierung.
- Schalter und Anzeige daneben schalten den Strom für das Abdrücksignal ein – hier ist es dunkel geschaltet.
- Der nächste Schalter samt Anzeige ist für das Abdrücksignal.
- Rechts daneben müssen sich zwei Lampen für die Zustimmungsanzeige vom Stellwerk 1 her befinden – die Aufschriften sind aber leider nicht mehr zu entziffern.
- Der Schalter unten jedenfalls ist für die Tag/Nacht-Umschaltung des Abdrücksignals:
Arbeitsplatz Abrollmeister, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier sehen wir dieselbe Anlage während des Ablaufens. Als wichtiges Utensil ist nun eine Kaffeetasse ergänzt worden, außerdem
- steht der Zustimmungsschalter in der umgelegten Stellung, sodass feindliche Fahrten am Stellwerk 1a nicht möglich sind;
- ist der Netzschalter für das Abdrücksignal umgelegt,
- sodass am Signal nun "Abdrücken verboten" angezeigt wird, wie man an der Anzeige in der Mitte sieht:
Arbeitsplatz Abrollmeister, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier sehen wir das nummernlose Bergstellwerk mit der kleinen Kanzel, in der der Rollmeister seinen Dienst tat, von außen. Die Abdrücklok 1063.007 rastet sich an der Bergspitze aus:
1063.007, Berg-Stellwerk, Graz Vbf, 11.8.1987
Am Fuß des Rollbergs befindet sich dieser Hemmschuhauswurf – im Gegensatz zu Wels Vbf hatte Graz keinen mechanisierten Ablaufbetrieb:
Hemmschuhauswurf am Rollberg, Graz Vbf, 11.8.1987
Im Stellwerk 1a am Fuß des Rollbergs stand für den Abrollbetrieb ein elektromechanisches Stellwerk. Ich vermute, dass sich hier
- ganz links die 23 Weichenschalter befanden,
- dafür zwei Zustimmungsschalter, die wir gleich im Detail sehen,
- dann Fahrstraßenschalter für 20 Fahrstraßen
- und ganz rechts ein Signalschalter für Aus- und Einfahrsignale
Stellwerk 1a, Graz Vbf, 11.8.1987
Über den Weichenschaltern befand sich eine Anzeigetafel für die Weichenstellungen und vor allem -belegungen:
Stellwerk 1a, Graz Vbf, 11.8.1987
Stellwerk 1a, Graz Vbf, 11.8.1987
Die doppelte Gleisverbindung auf den vorherigen Bildern ist rot ausgeleuchtet, weil sich die Reserve gerade vom Berg herunter in eines der Richtungsgleise begibt:
1063.007 läuft über den Rollberg herunter, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier sehen wir die zwei erwähnten Zustimmungsschalter. Über ihnen steht "ZA an Abr.Meister für W54 | Abdr.Signal" – sie korrespondieren also mit den Einrichtungen an der Bergspitze, die wir ein Stück weiter oben gesehen haben:
Stellwerk 1a, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier ist das Stellwerk von außen zu sehen – im Hintergrund sind die beiden anderen Stellwerke zu erkennen:
Stellwerk 1a, Graz Vbf, 11.8.1987
In der Mitte des Bahnhofs befand sich in einem eigenen Gebäude die Fahrdienstleitung mit dem Befehlswerk. Hier sehen wir das entsprechende Befehlspult, das auch der Zugnummerneinwahl für das DrS am Hauptbahnhof dient:
Fahrdienstleitung (Betriebstelle 3), Graz Vbf, 11.8.1987
Fahrdienstleitung (Betriebstelle 3), Graz Vbf, 11.8.1987
Ein Foto des Gebäudes der Fahrdienstleitung – die als Gebäude Betriebstelle 3 hieß – habe ich leider nicht aufgenommen.
Am Südende der Richtungsgruppe befand sich der Weichenposten 1, in dem ich nur das vermutlich größte Schlüsselbrett aufgenommen habe, das ich je gesehen habe:
Schlüsselbrett, Weichenposten 1, Graz Vbf, 11.8.1987
Die sicherungstechnischen Abhängigkeiten zur Fahrdienstleitung oder zum Stellwerk 2 habe ich leider nicht notiert. Vielleicht gab es hier nur fernmündliche Beauftragung zur Sicherung der Fahrten. Hier sieht man das Gebäude von einer Seite:
Weichenposten 1, Graz Vbf, 11.8.1987
Zuletzt habe ich noch das Stellwerk 2 besucht, das für die Fahrten vom und zum Hauptbahnhof zuständig war. Hier stand ein Schalterwerk der Bauart 42733:
Schalterwerk, Stw.2, Graz Vbf, 11.8.1987
Das Gleisbild zeigt die Weichenstraße, die den Verschubbahnhof (links) mit dem Hauptbahnhof (rechts) verbindet. Praktisch alle Weichen hier waren nicht isoliert. Die Gleisanlage stimmt übrigens nicht mehr mit jener am Plan bei sporenplan.nl überein:
Gleistafel, Stw.2, Graz Vbf, 11.8.1987
Hier sieht man einige Weichenschalter. Wenn man von rechts zählt, stellt man fest, dass sich rechts von dem Trennblech auf der Glasabdeckung des Schieberkastens acht Schalter befinden – die Länge eines "Schusses" bei allen Stellwerkstypen, die von der Siemensbauart 1912 abgeleitet sind:
Weichenschalter, Stw.2, Graz Vbf, 11.8.1987
Daneben befand sich eine Reihe von Schaltern für Verschubsignale, erkennbar am blauen Farbknopf. Die zwei roten Schalter links davon sind wohl Zustimmungsschalter – ich kann aber die Aufschrift nicht erkennen:
Stw.2, Graz Vbf, 11.8.1987
Schlussendlich standen hier die Fahrstraßensignalschalter. Auf den Schildern auf der Holzumfassung sind die Worte "Ausfahrt" und "Einfahrt" zu erkennen. Wodurch ein Befehl vom Befehlswerk angezeigt wurde, kann ich leider nicht erkennen:
Stw.2, Graz Vbf, 11.8.1987
Zuletzt noch zwei Bilder des Stellwerksgebäudes, das direkt unter einer Bahnstromleitung stand:
Stellwerk 2, Graz Vbf, 11.8.1987
Stellwerk 2, Graz Vbf, 11.8.1987
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