Das folgende DrS-Pult in der Fahrdienstleitung in Redl-Zipf sieht zuerst einmal unverdächtig aus – bis man (z.B. David) feststellt, dass auf der linken Seite die Weichenausleuchtungen fehlen. Dann kommt man drauf, dass hier auf der Westseite noch ein mechanisches Stellwerk in Betrieb war, während die Ostseite von diesem DrS-Pult aus gesteuert wurde:
DrS-Pult, Fdl, Timelkam, 22.2.1988
Hier sieht man die Ostseite ein wenig genauer, mit einem erstaunlichen "einpfeiligen" ZG-Block Richtung Timelkam. Wie die Folgezugsicherung auf dem Gleis von Timelkam her funktioniert hat, weiß ich nicht – irgendeine Art von technischem Streckenblock wird es hier auf der Westbahn aber wohl doch gegeben haben. Immerhin war aber am durchgehenden Hauptgleis 2 in der Gegenrichtung ein Hauptsignal ergänzt worden, das mit einem Ersatzsignal auf Befehl die Fahrt am Gegengleis ermöglichte – und im Gegensatz zu Pfaffstätten war dieses Signal auch in das DrS-Stellpult integriert worden:
DrS-Pult, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
Auf der Westseite mussten vom DrS-Pult als Befehlswerk Befehle an den Blockapparat des Stellwerk 2 abgegeben werden – bis auf die fehlenden Weichenausleuchtungen sieht man hier aber keine Besonderheit:
DrS-Pult, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
DrS-Pult, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
Die folgende Aufnahme allerdings zeigt die Ausleuchtungen bei einer Durchfahrt:
- Auf der Ostseite sind die Ausleuchtungen der festgelegten Fahrstraßen sowie – neben dem schon zurückgefallenen Einfahrsignal – die Rotausleuchtung des einfahrenden Zuges zu sehen.
- Auf der Westseite leuchten allerdings nur zwei Segmente direkt neben dem freizeigenden Ausfahrsignal R2 sowie zwei weitere an der Gleistaste "nach Salzburg": Sie bedeuten ziemlich sicher "Befehl abgegeben". Außerdem leuchtet eine kleine Lampe neben der Gleistaste im Gleis 2 – sie zeigt die Fahrstraßenfestlegung an. Die Fahrstraßenauflösung nach der Befehlsrückgabe könnte durch erneutes Drücken von "Start-" und "Zieltaste" erfolgt sein; oder sie erfolgte direkt bei der Befehlsrückgabe – aber beides ist reine Spekulation.
DrS-Pult bei einer Durchfahrt am Gleis 2, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
Für die Ersatzsignale an den Hauptsignalen am Stellwerk 2 gab es dieses getrennte Bedienungspult, auf dem noch Platz für ein weiteres Hauptsignal war:
Ersatzsignalbedienung, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
Auf der Seite des Tisches war das Freigabeschloss für den Schlüssel der Mittelweiche 31 und den zugehörigen Sperrschuh angebracht. Der Sperrschuh ist übrigens hier als Sp2 bezeichnet, während auf dem Gleispult die Abkürzung Gs2 angebracht ist:
Schloss für Sp2 am DrS-Pult, Fdl, Redl-Zipf, 22.2.1988
Das Stellwerk 2 Richtung Salzburg war, wie gesagt, ein mechanisches Stellwerk, nämlich der Bauart 5007:
Sicherungsanlage, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Der Blockapparat sieht vollkommen üblich für eine solche Anlage aus – allerdings muss der Wechselstrom zumindest für die Befehlsempfangsfelder über einen entsprechenden Motorinduktor im DrS-Stellwerk erzeugt worden sein, weil kaum anzunehmen ist, dass dafür Gleichstrom-Wechselstromfelder eingesetzt wurden:
Blockapparat, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Selten sieht man auf österreichischen (im Gegensatz zu Schweizer und deutschen!) Blockapparaten übrigens Firmenschilder – hier allerdings hat Siemens ein kleines Siemens&Halske-Schildchen angenietet:
Firmenschild am Blockapparat, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Am Blockaufsatz sieht man zwei Fallklappenwecker eingeklemmt zwischen zwei Kästchen, die vermutlich kleinere Relaissätze enthalten – für die Ts-Felder? Darunter ein Schrankenwarner und links daneben das Anzeigekästchen für die Ersatzsignale, das auch Tasten für die Rückstellung in Notfall enthält und genau zum Pult in der Fahrdienstleitung passt:
Blockaufsatz mit Ersatzsignalanzeige und -rückstellung, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Zwischen Hebelbank und Kanonenofen stand der Schrankenantrieb, mit einem interessanten Bauteil: Auf einem stehenden Rohr ist in eine Fassung eine verspiegelte Glühlampe eingeschraubt – ob sie einer Zustandsanzeige (z.B. "geschlossen") dient oder aber einer Strombegrenzung für irgendeinen Störfall, weiß ich leider nicht:
Ergänzung 1.10.2019: "woidl" schreibt als Erklärung in einem Kommentar, dass eine leuchtende Lampe bedeutet, dass der Schranken geschlossen ist – besten Dank für Aufklärung!
Schrankenantrieb, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Die Gleis- und Signaltafel ist von ganz alter Bauart – das muss auch so sein, weil, wie wir gleich sehen werden, hier Lichtsignale der BBÖ standen! Links oben hat jemand hilfreich die Ersatzbestimmungen für Signallampen angeschrieben:
- HP.Sig.12V.50W
- Ersatz.Sig.12V.35W
Gleis- und Signaltafel, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Der Gleisanzeiger ist wie üblich auf 5007er-Stellwerken ausgeführt. Es scheint allerdings, als ob vor langer Zeit einmal nicht nur Einfahrten auf Gleis 1 und 3, sondern auf weitere Gleise möglich waren, weil rechts ein vierter Knebel Platz gefunden hat. Allerdings ist das schwer erklärbar, weil wegen der einfachen Gleisverbindung sicher keine Fahrten ins Gleis 2 und 4 möglich waren; und wenn andererseits früher einmal ins Gleis 5 eingefahren werden konnte, dann fragt sich, wieso man von dort nicht ausfahren konnte:
Gleisanzeiger, Stw.2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Die Außenaufnahme zeigt das wunderschön in Schuss gehaltene Stellwerksgebäude. Die Heizungstechnik allerdings war, wie schon weiter oben gezeigt, von der Nachlieferung von Brennholz abhängig, das hier neben dem Eingang gestapelt ist:
Stellwerk 2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Und nun folgen ein paar Bilder der BBÖ-Signale in diesem Bahnhof. Im Gleis 2 stand das vermutlich letzte BBÖ-Signal mit nur zwei Optiken:
BBÖ-Ausfahrsignal R2, Redl-Zipf, 22.2.1988
Am Gleis 3 hingegen waren wegen der Ausfahrt mit 40km/h drei Lampen nötig. Die Rotlampe leuchtet hier, man kann sie allerdings kaum erkennen:
BBÖ-Ausfahrsignal R3, Redl-Zipf, 22.2.1988
Das folgende Foto zeigt die Rückseite des Signalschirms – das Ersatzsignal war natürlich, wie auch beim R2, viel später angebracht worden:
BBÖ-Ausfahrsignal R3, Redl-Zipf, 22.2.1988
Die Aufnahme gegen den hellen Schnee ist dann leider zu dunkel geworden:
BBÖ-Ausfahrsignal R3, Redl-Zipf, 22.2.1988
Die Weiche BR1 (am DrS-Pult ist sie als 1Br bezeichnet) führt natürlich in die Brauerei (Zipfer Bier!):
Weiche BR1, Redl-Zipf, 22.2.1988
Und zuletzt noch zwei Aufnahmen vom Bahnhofsgebäude – am ersten hat sich schon wieder eine Draisine ins Bild geschlichen:
Bahnhof, Redl-Zipf, 22.2.1988
Bahnhof, Redl-Zipf, 22.2.1988
Von Redl-Zipf bin ich dann über Vöcklabruck nach Lenzing weitergefahren. Beim Umsteigen in Vöcklabruck habe ich diese Signalisierung des Haltepunktes aufgenommen:
Mobile Haltetafel, Vöcklabruck, 22.2.1988
Und hier steht der "aufgehaltene" Zug. Links steht der Grund für den vorverlegten Haltepunkt: der Personenzug der Gegenrichtung, dessen Fahrgäste sicher ein- und aussteigen können mussten:
6030.245 und eine 1042, Vöcklabruck, 22.2.1988
Hallo!
AntwortenLöschenFür Timelkam kann ich leider keine Lösung anbieten, nur etwas mehr Verwirrung. Auf diesem Video aus 1997 https://youtu.be/gyHo5ZcuNeM?t=4m20s erkennt man, dass auf der Westseite (Stw. 2?) eine 5007-Anlage mit elektrischen Weichen stand. In obigen Bildern erkennt man auch, dass auf dieser Bahnhofsseite auch keine Anzeige- und Bedienelemente für diese Weichen bestanden. Nicht im Video ist die Bedienung für die EK unmittelbar neben dem Stw. War dann beim Fdl. ein DrS-Befehlsstellwerk mit 5007-Stellwerk?
Meine frühen Kindheitserinnerungen besagen auch, dass es auf der Ostseite ein "Stellwerk" gab. Unmittelbar danben ist eine EK, die ganz sicher von diesem "Stw.1" bedient wurde. Zwischen erster Weiche und Einfahrsignal gab es zwei EKs unmittelbar nebeneinander. Das düften die EKs sein, die auch im DrS zu sehen sind. Alle EKs hatten übrigens einen Kleeblattantrieb. Die Lösung des geheimnisvollen Felderstreckenblocks könnte in dem "Stw.1" sein. Von dem aus wurde der Schranken unmittelbar und der Block bedient wurde, aber keine Weichen.
schöne Grüße
David Seemayer
PS: Der Zug im letzen Bild ist der "Kammerer Hansl", der von Attnang-Puchheim nach Kammer-Schörfling unterwegs ist.
Oha - das war ein wichtiges genaues Hinsehen: Das ist vermutlich nicht Timelkam - das müsste Redl-Zipf ein!!! - ich muss mir meine "halben Bilder" von dort noch einmal ansehen, aber das müsste alles zusammenpassen !! ... ... ... (und dann hätte Timelkam eine ganz normale 5007er-Anlage gehabt, mit Deinem Stw.1)!!
LöschenH.M.
Die einfache Lösung liegt so nah! Plötzlich passt alles... Wenn notwendig könnte ich beim Sortieren helfen. Ach ja, Oberthalheim schreibt man zusammen.
LöschenD.S.
Das DrS stand in Redl-Zipf. Damit wurde jedoch nur die Bahnhofhälfte Richtung Linz gestellt, auf der Salzburger Seite stand ein Endstellwerk 5007 in einem Turmstellwerk, das eher nach Reichsbahnstil aussah.
AntwortenLöschenAuf dem Fotos von der Salzburger Seite des Stellpultes kann man erkennen, daß die Weichenausleuchtung fehlt.
Redl-Zipf, Stellwerk 2: Das Stellwerk wurde 1937 errichtet, auch wenn es optisch einem Einheitsstellwerk sehr ähnlich ist. Da damals noch Linksverkehr herrschte und unter der Annahme, daß die Weichenverbindungen nicht geändert wurden, waren aus Richtung Salzburg Einfahrten in die Gleise 2, 4 und 3 (ggf. auch 5) möglich, Ausfahrten nur aus den Gleisen 1 und 3.
AntwortenLöschenIrgendwie hätte man in allen Fällen nur 3 Knebel gebraucht, scheint mir - aber es ist natürlich die Frage, wie 1937 die Aufteilung war ...
LöschenZu dem Schrankenantrieb mit der Glühbirne hab ich was zu sagen: Dieser bedeutet bei Leuchten "geschlossen". Diese Glühlampen waren auf der Westbahn in den 5007-er Stellwerken (Seekirchen, Frankenmarkt) Gang und Gebe
AntwortenLöschenBesten Dank für Erklärung! - ich habe im Text einen entsprechenden Satz ergänzt.
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