Samstag, 15. September 2012

Italienische Signale und ein Stellwerk, 2012

English version of this posting

In meinem zweiten Urlaubsposting geht's um Signale und ein Stellwerk.

Die Strecke von Lucca nach Aulla durch das Serchiotal ist ferngesteuert. In Fornaci di Barga konnte ich unter einem ziemlich schrägen Winkel das lokale, nicht mehr besetzte Stellpult durch's Glas fotografieren:

Stellwerk, Fornaci di Barga, August 2012

Hier sieht man ein wenig Lichtspiele bei einer Zugfahrt: Es kommt ein Zug von Aulla, das ist auf dem Gleisplan links (da sieht man auch ein wenig die Abzweigung zu dem nicht mehr verwendeten Werksanschluss aus dem letzten Posting). Unten leuchten zwei Lampen, die ich nicht identifizieren konnte; oben leuchet eine Lampe Richtung Lucca, die wohl im wesentlichen bedeutet "Strecke frei" – auf der anderen Seite, von Aulla, ist sie finster = Strecke belegt:

Stellwerk, Fornaci di Barga, August 2012

Kurz darauf fährt der Zug über die Einfahrweiche, und dann geht die Lampe von Aulla wieder an, außerdem leuchtet unten nur eine Lampe – Einfahrstraße aufgelöst?

Stellwerk, Fornaci di Barga, August 2012

Und gleich drauf fährt der Zug am Bahnsteig ein:

ALn663 1144 als R6969, Fornaci di Barga, August 2012

Nachdem der Zug wieder ausgefahren ist, leuchtet unten gar keine Lampe mehr (beide Fahrstraßen aufgelöst?), und oben ist nun die Richtung Lucca dunkel = "Strecke belegt" – so stell ich mir das zumindest vor:

Stellwerk, Fornaci di Barga, August 2012

Hinter dem Stellwerk hängt diese schöne Uhrenkombination. Alle drei Uhren gehen nicht mehr, und wozu man drei Uhren braucht(e), ist mir gänzlich unklar:

Uhren, Fornaci di Barga, August 2012

Auf diversen anderen Fahrten hab ich eine Reihe von Signalen "im Vorbeifahren" aufgenommen. Das italienische Lichtsignalsystem ist nicht wirklich schwierig zu verstehen, wenn man einmal draufgekommen ist, dass (a) bei Langsamfahrt am Signal der Wert der verringerten Geschwindigkeit nicht angezeigt wird (der Lokführer muss sich merken, was er am vorherigen Signal gesehen hat – naja, stimmt heutzutage auch nur mehr "im Prinzip" – siehe Beispiel weiter unten); und (b) ein Rotlicht oben "Langsamfahrt" bedeutet, das die anderen Lichter "um eine Position nach unten verschiebt". Vielleicht erklär ich das Prinzip irgendwann einmal – bis dorthin helfen vielleicht die Erklärungen hier oder hier.

Die italienischen Lichtsignale sind "searchlight signals", d.h. sie zeigen mit einer Optik mehrere Farben an. Früher war dafür eine kleine Mechanik nötig, die entsprechende Blenden in den Lichtweg schob. Jetzt werden entweder halbdurchlässige Farbspiegel verwendet oder ein mehrfarbiger LED-Träger. Die ersten beiden Techniken kann man sich auf den beiden ersten Bildern auf dieser Seite ansehen.

Im folgenden Bild steht in Lucca eine Ausfahrt Richtung Aulla; die Ziffer 1 bedeutet "erstes Streckengleis, von links nach rechts gezählt". Das Dreieck unter dem Signal daneben heißt "Langsamfahrt mit 30 km/h":

Ausfahrsignale Richtung Aulla und Florenz, Lucca, August 2012

Und hier fährt der Solotriebwagen:

ALn663 1147 als R6962, Lucca, August 2012

Update Mai 2013: Ausgerechnet vom Stellwerk von Lucca und von Signalen aus Aulla gibt es auf dieser Seite von signalbox.org Fotos!

Die folgenden Signale stehen in Fornaci di Barga.

Ausfahrsignale Richtung Lucca, Fornaci di Barga, August 2012

Am anderen Ende des Bahnhofs steht diese Signalbrücke:

Ausfahrsignale Richtung Aulla, Fornaci di Barga, August 2012

Hier sieht man das rechte der zwei Signale in groß. Offenbar handelt es sich schon um ein LED-Signal. Wozu die schwarze Blende vorne dient, ist mir nicht klar – das einzige, was mir einfällt, ist, dass sich dahinter ein Lichtsensor verbirgt, der misst, ob die LEDs noch alle brav leuchten. Allerdings macht das sonst niemand, der LED-Signale baut ...

Ausfahrsignal, Fornaci di Barga, August 2012

Hier sieht man es noch einmal, mit dem "30km/h"-Dreieck:

Ausfahrsignal, Fornaci di Barga, August 2012

Am vorletzten Stumpfgleis in Lucca steht dieses Signal. Man sieht darunter die Zielgleisanzeige auf die zwei Gleise nach Pisa (1) und Viareggio (2):

Ausfahrsignal, Lucca, August 2012

In Florenz habe ich dieses Signal erwischt: Langsame Einfahrt (rot oben), beim nächsten Signal Fahrt mit Streckengeschwindigkeit (grün unten):

, Firenze Rifredi, August 2012

Und hier das berühmteste italienische Signal, der "Weihnachtsbaum": Rot und gelb und grün zugleich!
  • Rot oben = Langsamfahrt (eigentlich "Fahrt in die Abzweigung"); in diesem Fall ist das Signal links unten um eine Balkenanzeige ergänzt, die die Geschwindigkeit "noch einmal" (nach dem vorherigen Signal) angibt, hier ein Querbalken = 60 km/h.
  • Gelb und grün unten = Langsamfahrt mit 30km/h beim nächsten Signal.
Die Zahl 2 bezieht sich wieder auf das "zweite Gleis von links", "EST" ganz oben ist "esterno", d.h. äußerstes Signal des Bahnhofs – also praktisch Einfahrsignal –, aber was COD bedeutet, weiß ich nicht (Führerstandssignalisierung?):

"Albero di Natale" (Weihnachtsbaum), Pisa San Rossore, August 2012

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die kleine aber schöne Dokumentation! Mir als fachfremde Person erscheint das italienische Signalsystem mehr als hinreichend differenziert zu sein, was vielleicht nicht das Schlechteste ist. Ich frage mich aber auch, ob allzu große Differenzierung nicht auch einige Nachteile mit sich bringt.

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    1. Nun ja ... schau Dir einmal das italienische, die amerikanischen, die alten OSShD- und die alten und neuen schweizer und deutschen Signalsysteme halbwegs im Detail an: Die sind fundamental verschieden (in Amerika ist rot-rot-grün zulässig, in Europa praktisch nirgends), funktionieren aber alle seit wenigen oder vielen Jahrzehnten problemlos (Lokführer sind keine Hochleistungsgedächtnisathleten oder Wissenschaflter). Zuviel Gewicht würde ich daher auf die AUsgetaltung von Signalsystemen nicht legen ...

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